Oft frag ich mich, ob man
überhaupt noch den idealen Partner finden kann.
Mir ist aufgefallen, dass in
jedem Gespräch unter Frauen meist ein Typ, oder die gesamte männliche
Bevölkerung, für das Leid und die Tränen die man vergießt, verantwortlich
gemacht wird.
Egal welche Altersklasse,
wenn man genau hinhört, was sich Frauen erzählen, geht es doch meistens um
einen oder mehrere Typen, darüber wie unreif, oder egoistisch sie sind, oder
wie unglaublich gutaussehend und nett einer ist, oder einfach nur darüber, dass
man einfach nicht den Richtigen findet- dabei sind wir alle die ganze Zeit auf
der Suche nach einem potenziellen Partner.
Es ist fast als scanned man jeden vorbeilaufenden Kerl und sortiert in
ein in: Geht gar nicht, vielleicht oder ja.
Ich erwische mich dabei, die
oberflächlichsten Gedanken zu haben. Einmal reichten ein paar extrem coole
Turnschuhe, einen Typen gut zu finden, das Gesicht hatte ich mir nicht mal
angeguckt!
Es ist beinahe beängstigend,
dass man jeden Tag, ob bewusst oder unbewusst, auf der Suche nach dem besten
Match ist.
Aber was nützt es jeden
streunenden Hund süß zu finden, wenn man ihn nicht mit nach Hause nimmt, ihn
trainiert und stubenrein macht- also im übertragenen Sinne.
Neulich in der Bahn habe ich mich spontan in einen sehr süßen Kerl, der
mich immer wieder anlächelte, verguckt. Ich musste mich sehr darauf
konzentrieren, ihn nicht ununterbrochen anzugucken.
Ich neige dazu rot
anzulaufen, und das kann schon echt peinlich werden, also versuchte ich mich
fast krampfhaft auf mein Buch zu konzentrieren, doch konnte es nicht lassen,
immer wieder mal einen Blick zu riskieren.
Süß war er ja, mit seinen
großen Kopfhörern und dem dreitage Bart. Doch ehe ich mich versah, stieg er aus
und war weg. Und nun?
Wir haben alle keinen Mut
mehr. Tinder wird immer beliebter, wir können uns virtuell annähern doch
verlernen langsam das echte Kennenlernen.
Wie würden wir uns nur alle
verlieben, wenn es das Internet nicht gäbe? Wir sind abhängig davon.
Wir könnten theoretisch eine
Beziehung führen ohne uns je berührt zu haben.
Kennenlernen: Tinder
Conversation: Whatsapp
Newsupdates: Facebook
Sex: Skype
Es gibt für alles ein Medium,
aber dabei vergessen wir, wie schön Nähe und Geborgenheit sich anfühlt.
Erinnern wir uns an eine
Umarmung von Mama, wenn man sich das Knie aufgeschlagen hat. Das Gefühl von
Trost und Geborgenheit. Zuneigung und Vertrautheit. Zweisamkeit, Zufriedenheit,
kurz: Liebe.
Das suchen wir doch alle,
aber es zu finden scheint schwerer als jede Prüfung.
Ich muss auch ehrlich sagen:
ich traue mich nicht jemanden anzusprechen.
Zu groß ist die Angst vor
Ablehnung und Zurückweisung. Man muss jemandem in die Augen sehen, und sieht
die Reaktion direkt.
Das Internet ersetzt das Alles. Will er uns nicht, pech gehabt. Er wird
einfach gelöscht und wir müssen keinen Gedanken mehr daran verschwenden.
Ich wünschte ich hätte den
Mut gehabt, den Typen anzusprechen. Aber noch mehr wünschte ich er hätte den
Mut gehabt, mich anzusprechen.
Wir Frauen wollen meist, dass
der Typ den ersten Schritt macht, doch womöglich geht es Ihnen genauso wie uns:
Sie verlieren langsam den Mut.
Eigentlich heißt das für uns entweder wir fangen an wieder mutig zu
sein, und trauen uns mal was, oder wir lassen das ganz und bleiben einfach
einsam.